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[2015/08/19]

„Wir werden nie alles digitalisieren können“

18.8.2015. Bernd Neumann, Chef der Filmförderungsanstalt (FAA), im Gespräch mit Britta Bürger von Deutschlandradio Kultur

Bernd Neumann, Chef der Filmförderungsanstalt (FAA), bewertet die pwc-Kostenabschätzung zur digitalen Sicherung des Filmerbes als „realistisch“: Das Gutachten hatte vorgeschlagen, dass Bund, Länder und FAA für die nächsten 10 Jahre jeweils 10 Millionen Euro Digitalisierungsgelder aufbringen. „Prinzipiell besteht das Gutachten nicht aus neuen Überlegungen, sondern wir haben endlich mal eine Gesamtzusammenzustellung der Daten, dessen, was notwendig ist, was auch erforderlich wäre, wenn man alles digitalisieren würde, was nie der Fall sein wird.“

Neumann stellt im Rahmen der anstehenden Novellierung des Filmfördergesetzes eine Erhöhung der Digitalisierungsförderung durch die FAA in Aussicht. Er ist allerdings pessimistisch, ob sich alle Bundesländer an der Digitalisierung des Filmerbes beteiligen werden. Auch Teile der Filmwirtschaft müssten noch überzeugt werden, sich an Kosten der Digitalisierung zu beteiligen.

Allerdings sei die vom pwc-Gutachten errechnete Summe von 473 Millionen Euro für die Digitalisierung des gesamten Filmerbes nicht aufzubringen. „Es ist illusorisch zu meinen, in absehbarerer Zeit könne diese Summe aufgebracht werden. [...] Es ist deshalb besonders wichtig, für die verschiedenen Bereiche, die typischen, in jeder Weise, nicht nur nach Qualität, sondern auch nach gesellschaftlicher Bedeutung herausgehobenen Filme zu sortieren und mit ihnen die Digitalisierung zu beginnen. Sie werden es kaum erreichen, dass sie nun alle Filme, die es jemals gegeben hat [...] digitalisieren.“

Die Auswahl der zu digitalisierenden Filme sollte breit gestreut sein: „Wir wollen ja nicht nur die Spitzenfilme haben, sondern da sollten auch gute Dokumentarfilme dabei sein, es sollten Kinderfilme dabei sein, es soll sich bei der Darstellung des Filmerbes die filmische Geschichte der Bundesrepublik Deutschland widerspiegeln.“

Dem Vorschlag des pwc-Gutachtens, nach erfolgter Digitalisierung aus Kostengründen nur noch eine sehr selektive analoge Archivierung vorzunehmen, erteilte Neumann eine klare Absage: „Dass man, um Platz schaffen, bestimmte Filme praktisch vernichtet, finde ich nicht OK. Das Ziel als solches sollte es schon sein – selbst wenn wir nicht in der Lage sind, von heute auf morgen alles zu digitalisieren – das Filmerbe als solches möglichst zu erhalten.“

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Deutschlandradio Kultur, Fazit, 18. August 2015

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