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[2015/08/23]

Digitalisierung: Kein Allheilmittel zur Sicherung des Filmerbes

21.8.2015. Der Historiker Dirk Alt im Deutschlandradio Kultur

Im Gespräch mit Deutschlandradio Kultur unterscheidet der Historiker Dirk Alt zwischen der Filmsicherung in den Archiven und dem Zugang zum Filmerbe. Gegenwärtig sei die Digitalisierung noch kein Allheilmittel zur Sicherung des Filmerbes: „Zur langfristigen Aufbewahrung eignet sich die Digitalisierung deswegen nicht, weil wir bis heute kein tragfähiges Modell zur Datenarchivierung auf lange Zeit haben, und selbst wenn wir es hätten oder ein solches Modell in Aussicht wäre, dann müsste es sich erst in der Praxis bewähren und kritisch geprüft werden, bevor man einem solchen System einen Schatz wie das deutsche Filmerbe überhaupt anvertrauen könnte.“

Die einzige Möglichkeit, um heute Filme langfristig zu sichern, sei deren Aufbewahrung als „physische Kopie“ auf Polyesterfilm. „Polyesterfilm hat unter normalen Bedingungen eine garantierte Lebenserwartung von 300 Jahren, unter Archivbedingungen, also klimatisiert, erhöht sich diese Lebensdauer auf 500 bis 1000 Jahre.“

Wenn man aber die Bereiche Sicherung und Zugang mittels der Digitalisierung verklammern möchte, „dann müsste man so verfahren, dass man die Originalfilme höchstauflösend digitalisiert und diese Digitalisate wiederum auf Polyesterfilm ausbelichtet. Das ist dann die Archivkopie.“ Mit den Datensätzen könnte man dann gefahrlos experimentieren und die digitale Archivierung erproben. Außerdem stehe immer noch das Ausgangsmaterial zur Verfügung.

Alt kritisiert den Vorschlag der pwc-Kostenabschätzung zur digitalen Sicherung des Filmerbes, Filme nach erfolgter Digitalisierung zu entsorgen. „Da würde mich wirklich interessieren, wessen Einflüsterungen die Gutachter da gehorcht haben, weil das meiner Meinung nach nicht nur mit Leichtsinn zu erklären sein, sondern das kommt im Grunde schon einem Anschlag auf das Filmerbe gleich.“

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Deutschlandradio Kultur, Fazit, 21. August 2015

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